Das beste Smartphone für 800 Franken

Das OnePlus 10 Pro ist ein Geheimtipp. Deutlich günstiger als die Flaggschiffe, aber in den meisten Bereichen fast so gut. Für 800 Franken kriegt man ein tolles Gesamtpaket, das keine Wünsche offen lässt.

TextLorenz Keller

Pros

  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Lange Akkulaufzeit
  • Vollausstattung
  • Witzige Kamera-Extras

Cons

  • Kein Zertifikat für Schutz vor Wasser
  • Zoom-Linse fällt ab

Bei uns hat OnePlus nach wie vor einen Exotenstatus, auch wenn man die Geräte inzwischen ganz regulär erhält. Wir haben das neue OnePlus 10 Pro getestet – das Topgerät im Angebot des chinesischen Herstellers. Und können nach dem Ausprobieren sagen: Es ist das beste Smartphone für 800 Franken.

OnePlus punktet zuerst mit dem Preis

Es ist ganz klar, als Aussenseiter muss man die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In den USA musste sich OnePlus gegen Samsung und Apple beweisen – und hat das recht erfolgreich gemacht. In Europa kommen auch noch Konkurrenten wie Xiaomi und Oppo dazu. Letztere stammen ja sogar aus demselben Konzern.

Vor allem in Abgrenzung zu Apple und Samsung will OnePlus mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Günstige Preise und gleichzeitig nur wenige Abstriche bei den Features.

So kostet das Topmodell 10 Pro momentan im Online-Handel weniger als 800 Franken in der Version mit 128 GB und 8 GB Arbeitsspeicher. Mit 256 GB und 12 GB Arbeitsspeicher sind es weniger als 900 Franken. Bei den Flaggschiffen der Konkurrenz zahlt man jeweils deutlich mehr als 1000 Franken.

Bemerkenswert ist auch, dass der Preis im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. Das hört man als Käufer natürlich gerne, vor allem weil die Hersteller momentan oft den anderen Weg gehen – auch wegen der Produktions- und Lieferprobleme.

Etwas langweilig, aber hochwertig

Besonders auffällig waren die OnePlus-Geräte noch nie. Auch das 10 Pro setzt eher auf Understatement. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man die Qualitäten. So ist die schwarzmatte Rückseite sehr angenehm und nicht so glatt. Gleichzeitig sind Fingerabdrücke weniger sichtbar als bei vielen anderen Modellen mit Glasrückseite.

Das Kameramodul erinnert an Samsung, ist mit den quadratisch angeordneten vier Kreisen aber etwas weniger gut ins Gesamtdesign integriert und wirkt etwas aufgesetzt. Dafür bietet das OnePlus etwas Praktisches, was sonst in der Art nur Apple hat.

Und zwar den Alert Slider an der Seite. Man kann mit einer kleinen Bewegung das Telefon stumm schalten oder in den Vibrationsmodus. Der Schalter am iPhone funktioniert ähnlich, bietet aber nur Ein und Aus.

Ein echter Schalter dafür ist im Alltag schon sehr praktisch. Gerade wenn man eben nicht immer in voller Lautstärke erreichbar sein will, sondern manchmal nur eine Vibration spüren und manchmal gar nicht benachrichtigt werden möchte. Schön, dass OnePlus diese praktische Eigenheit weiter nutzt.

Die Verarbeitungsqualität ist ausgezeichnet. Hochwertig ist auch der grosse 6,7-Zoll-Screen, der dank Amoled-Technik, adaptiver 120-Hertz-Bildwiederholfrequenz und hoher Auflösung zu den besten auf dem Markt gehört. Im Alltag ebenfalls wichtig: Der Screen gehört zu den hellsten auf dem Markt mit maximal 1300 Nits – er ist also jederzeit gut ablesbar.

Sehr guter Akku, Wasserschutz unklar

Eine grosse Stärke des OnePlus 10 Pro ist die Akkulaufzeit. Die Batterie ist mit 5000 mAh schon an sich massiv – ohne dass man das dem Gerät anmerkt. Der Snapdragon 8 Gen 1 Prozessor und die Software scheinen aber auch genug effizient zu sein, um das Maximum aus den Ressourcen herauszuholen.

Das 10 Pro gehört sicher zu den Android-Telefonen mit der längsten Akkulaufzeit. Einen Tag hält die Batterie immer. Durchschnittsuser werden wohl sogar auf zwei Tage kommen. Der Akku hält jedenfalls spürbar länger als etwa im Samsung Galaxy S22 Ultra mit gleicher Kapazität. Wohl nur noch das iPhone 13 Pro Max ist ausdauernder.

Dafür lädt das OnePlus massiv schneller als das iPhone. 80 Watt sind möglich. In etwas mehr als einer halben Stunde ist der total leere Akku wieder vollgeladen. Drahtlos lädt das OnePlus immer noch mehr als doppelt so schnell wie das iPhone mit immerhin 50 Watt. Einen passenden Charger für 80 Franken gibts etwa von Oppo bei uns im Handel.

Auch sonst liefert der Hersteller alles, was man von einem Topgerät erwartet. Einen guten Fingerabdruck-Scanner unter dem Screen, zwei SIM-Kartenslots und so weiter. Einzig eine offizielle Zertifizierung für den Schutz gegen Wasser und Staub fehlt.

Das ist merkwürdig, weil es in den USA ein iP68 Rating gibt – aber nur für die Geräte, die direkt über T-Mobile vertrieben werden. Jedenfalls kann man davon ausgehen, dass auch die Phones bei uns grundsätzlich geschützt sind. Man sollte aber natürlich vorsichtiger sein, wenn das Rating nicht offiziell kommuniziert wird.

Kleine Abstriche bei der Kameraqualität

OnePlus war bei den Kamerasystemen im Vergleich zu Apple oder Samsung immer nur mittelmässig. Beim neuen 10 Pro gibts einen grossen Schritt vorwärts. Ja, man kann sogar sagen, dass bisher kein OnePlus so gute Fotos und Videos geliefert hat. Vielleicht auch wegen der Zusammenarbeit mit den Kameraspezialisten von Hasselblad.

Der 48-Megapixel-Hauptsensor überzeugt mit präzisem und schnellem Fokus. Die Bilder sind ausgewogen und haben einen hohen Detailgrad. Auch bei kritischen Lichtverhältnissen sind die Resultate sehr gut.

Eine Spezialität ist die Weitwinkellinse mit 50 Megapixeln. Sie kann wie bei einer Actioncam Fotos und Videos mit 150-Grad-Winkel aufnehmen – also wirklich ultraweit. Allerdings muss man das separat einstellen.

Als Spezialität gibts diverse Software-Spielereien, mal nur spassig, mal sehr nützlich. So kann man nicht nur 150-Grad-Bilder aufnehmen, sondern die auch gleich noch in den 360-Grad-Weltkugel-Look bringen. Sieht witzig aus. Im Alltag öfter nutzbar ist die Dual-View für Video. Man kann also gleichzeitig sich selber filmen und auch gegen vorne mit der Hauptkamera. Und beides auch schön kombinieren.

Der dritte Sensor fällt dann leider etwas ab. Zwar ist das ein 3-fach optischer Zoom, allerdings nur mit 8 Megapixeln. Und das sieht man dann auch. Die Fotos haben nicht nur deutlich weniger Detailgrad, sie zeigen auch viel schneller starkes Bildrauschen bei schlechteren Lichtverhältnissen. Da hat OnePlus keine Chance gegen Samsung und Apple.

Positive Nachrichten gibts dafür bei der Selfiecam. Die schiesst ausgezeichnete Fotos und schafft einen guten Ausgleich zwischen Sujet und Hintergrund, was ja bei Nahaufnahmen von Personen besonders wichtig ist. Das OnePlus 10 Pro gehört zu den besten Selfie-Handys auf dem Markt.

Etwas enttäuschend ist da, dass keine 4K-Videos mit dem 32-Megapixel-Sensor möglich sind. Vor allem, weil der Hauptsensor im Gegensatz dazu sogar 8K-Aufnahmen bietet. Und bei 4K sogar Fotos mit 120 Bildern pro Sekunde anbietet – so dass man hochwertige Slow-Motion-Aufnahmen machen kann.

Das beste Smartphone für 800 Franken

Insgesamt ist das OnePlus 10 Pro vom Feeling her ein Oberklasse-Gerät – ausser beim Preis. Man bekommt also aktuell für unter 800 Franken wirklich viel Leistung fürs Geld.

Allerdings dürfte das Modell bei uns weiterhin einen Exotenstatus haben, da es ja doch recht unauffällig ist und sich nicht markant von der Konkurrenz abhebt, ausser eben beim Preis.

Wer allerdings ein Smartphone für deutlich unter 1000 Franken sucht, das möglichst nahe an die Topmodelle von Apple, Samsung oder Oppo herankommt, der ist bei OnePlus richtig. Das 10 Pro ist zwar ebenfalls etwas teurer als in der Vergangenheit, liefert aber nun auch eine Kamera, die ganz oben mithalten kann.

Für die OnePlus-Fans sind aber auch andere Details entscheidend. Die kleinen Extras wie der Slider – oder auch die Software, die jeweils recht nahe an Android ist und clean und pur wirkt. Auch wenn sie inzwischen näher an die anderen Brands im Konzern herangerückt ist, läuft die Oberfläche immer noch schnell und wirkt frisch und angenehm.