Die billigste Game-Konsole kommt von Google

Die Game-Plattform von Google kommt nun auch in die Schweiz. Stadia ist in der Basisversion gratis, für 120 Franken gibts Controller und Anschluss für den TV. Wir beantworten alle Fragen zur günstigsten Game-Konsole der Welt.

TextLorenz Keller

Neue Playstation, neue Xbox (hier gibts den Vergleich, hier den Xbox-Test) und dazu wird auch im reinen Game-Streaming vorwärtsgemacht. Steam richtet sich eher an die Profis, Apple Arcade will die anspruchsvollen Gelegenheitszocker abholen. Nun kommt auch noch Stadia in die Schweiz, die billigste Game-Konsole von Google. Wir haben sie ausprobiert und beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie kann ich Google Stadia spielen?

Auf der Webseite kann man sich ganz einfach mit einem Google-Account anmelden. Oder aber man nutzt die Stadia-App auf dem Handy. Es gibt sie für Android und iPhone, aber nur auf Android-Geräten kann man momentan auch direkt loszocken.

Neben dem Handy gibts zwei weitere Möglichkeiten, um die Games zu spielen. Auf dem PC oder Mac brauchts nur den Chrome-Browser von Google. An den TV oder einen anderen Bildschirm hängt man den Chromecast Ultra an.

Mit dem Stadia-Controller kann man an allen drei Orten zocken, er wird einfach mit demselben WLAN verbunden oder auch per USB-Kabel. Am Computer lassen sich auch Xbox- oder Playstation-Controller via USB oder Bluetooth nutzen. Auf dem TV funktioniert bislang nur der Stadia-Controller. Dafür kann man auf dem Handy alternativ auch einfach den Touchscreen benutzen, was aber natürlich nicht immer gleich intuitiv ist.

Wie viel kostet der neue Game-Dienst von Google?

Das Basis-Abo ist gratis. Man braucht einfach einen Gmail-Account. Mit Tastatur und Maus oder einem schon vorhandenen Controller oder auf dem Touchscreen des Handys kann man gleich loslegen, allerdings sind nur ein paar wenige Spiele gratis. Den Rest kann man sich ganz normal kaufen und dann so lange nutzen, wie man will.

Ältere Toptitel gibts schon für 10 bis 15 Franken, aktuelle Games kosten 50 bis 70 Franken – ähnlich wie überall sonst auch. Zum Start gibts über 100 Titel im Store. Man merkt das Bemühen von Google, auch aktuelle Titel aufzunehmen wie «Watch Dogs», «Star Wars» oder «Cyberpunk».

Die grösste Einschränkung beim Gratis-Abo: Die Auflösung der Spiele ist maximal 1080p/60fps. 4K gibts nur im Pro-Abo, das 11 Franken pro Monat kostet. Dort ist dann aber auch gleich eine ganze Bibliothek mit Gratis-Gamen inklusive, darunter durchaus hochwertige Spiele wie «Hitman», «PlayerUnknown’s Battlegrounds» oder «République». Zusätzlich gibts Rabatte und Free-Play-Tage bei Kauftiteln.

Will man auf dem TV spielen, muss man den Chromecast Ultra über HDMI anschliessen. Den gibts praktischerweise für 120 Franken gleich zusammen mit einem Stadia-Controller. Dieser alleine kostet 80 Franken.

Mit 120 Franken ist Google Stadia wohl die billigste Game-Konsole für den Fernseher, die auch mit wirklich hochwertigen Spielen daherkommt. Einen Monat kann man das Pro-Abo übrigens gratis ausprobieren.

Was sind die Stärken von Stadia?

Installation und Inbetriebnahme sind wirklich einfach. Auch die Verbindung des Controllers funktioniert unkompliziert. Man kann ihn dann auch mit wenigen Klicks vom PC zum Fernseher wechseln. So hat man maximale Flexibilität.

Die Spiele lassen sich also auf einem Laptop oder Computer genauso zocken wie unterwegs auf dem Handy oder auf dem grossen 4K-Fernseher. Die Ladezeiten sind jeweils mit rund zehn bis fünfzehn Sekunden moderat, das Gameplay so, wie man sich das auch von Playstation oder Xbox gewohnt ist.

Faszinierend halt auch, wie auch grafiklastige Titel problemlos im Browser laufen und man keine leistungsfähige Hardware zu Hause haben muss. Stadia läuft gut und macht richtig Spass.

Gerade Leute, die nicht so oft spielen, müssen nicht wahnsinnig viel Geld investieren. Für 120 Franken hat man eine hochwertige Konsole zum Zocken – und kann die Games erst noch überall nutzen. Und dann kann man sich gezielt jene Titel suchen, die einen interessieren, und diese kaufen und spielen. Innerhalb der Familie kann man gekaufte Games übrigens auch teilen.

Der Stadia-Controller ist hochwertig, der Chromecast Ultra hat eine geniale Lösung für den Internet-Anschluss. Natürlich kann man auch über WLAN spielen, doch gerade bei 4K-Auflösung empfiehlt sich eine Kabelverbindung. Der kleine Chromecast hat einen Anschluss für Ethernet direkt im Netzteil.

Wo muss Google noch nachbessern?

Zum Start ist das Spielangebot von Stadia in Ordnung – aber nicht überragend. Die Frage wird sein, wie gut der Hersteller die Entwickler dazu bringt, auch immer eine Version für den eigenen Dienst zu veröffentlichen. Und als Pro-Abonnent wünscht man sich natürlich auch einen Ausbau der Gratis-Bibliothek mit Spielen (was Google auch plant).

Das Angebot hat aber durchaus noch Lücken. So fehlen etwa ein Fussball-Spiel oder gute Angebote für Kinder. Auch die Suche nach Spielen ist noch etwas mühsam, es gibt keine gute Übersicht und keine richtige Suchfunktion.

Schade auch, hat Stadia keine Möglichkeit vorgesehen hat, in 4K zu spielen, ohne gleich das Abo für elf Franken im Monat zu lösen. Hier wäre es schön, wenn man etwa für einen einmaligen Betrag nur diese Option freischalten könnte. Für all jene, die an einzelnen Bezahltiteln interessiert sind und nicht an den im Pro-Abonnement enthaltenen Gratisspielen.

Ein Ersatz für die neuste Generation der Konsolen, also die Playstation 5 und die Xbox Series X, ist Stadia nur bedingt. Dort ist die Auswahl an Titeln viel grösser, und auch beim (teureren) Abo-System von Microsoft hat man deutlich mehr Games inklusive. Zudem ist die Grafikqualität auf echten Konsolen doch nochmals besser, und man muss bei der neusten Generation deutlich weniger lang warten, bis die Spiele starten.

Bei Stadia sind es doch jeweils 10 bis 15 Sekunden Bedenkzeit, bis man loslegen kann.
Bei Xbox und Playstation in der neusten Generation ist diese Wartezeit auf fast null geschrumpft. Im direkten Vergleich fällt auch auf: Mit dem Chromecast auf dem TV kann man nur zocken, die ganze Verwaltung und das Freischalten der Spiele erfolgen im Browser oder auf der Smartphone-App. 

Das Fazit: Die billigste Game-Konsole kommt von Google

Stadia ist gut gemacht und bietet einen günstigen und einfachen Einstieg in die Gaming-Welt. Dass man gleich auf Computer, Smartphone oder TV zocken kann, ist genauso durchdacht wie die Einbindung von ganz unterschiedlichen Bedienmethoden und Controllern.

Toll, wie einfach man von Gerät zu Gerät wechseln kann und überall mit dem gleichen Feeling spielt. Insgesamt ein guter Einstieg in den Spielemarkt, der nun hoffentlich ausgebaut und gepflegt wird. Immerhin: Die Kunden haben ein kleines finanzielles Risiko, da sie gar nichts oder nicht viel investieren müssen, um das Ganze mal auszuprobieren. 

Braucht es nun keine Playstation oder Xbox mehr? Als Casual-Gamer tatsächlich nicht – wenn man nicht auf spezielle Games fixiert ist, die Google noch nicht im Angebot hat.

Was man allerdings auch bedenken sollte: Stellt Google das Projekt irgendwann ein, hat man die Games nicht irgendwo heruntergeladen, sondern verliert womöglich alle seine Investitionen.