HTC ist zurück mit einem verrückten Handy

Was für ein Comeback von HTC: Das neue Smartphone ist der ideale Begleiter für virtuelle Welten – und damit so modern wie kaum ein anderes Gerät. Glückt das Comeback?

TextLorenz Keller

Seit rund fünf Jahren war HTC kaum mehr präsent auf dem Smartphone-Markt. Offiziell ist der Hersteller aus Taiwan nie aus der Produktion richtig ausgestiegen. Es kamen einfach keine Neuheiten mehr. Nun ist HTC ist zurück mit einem verrückten Handy.

Comeback nach langer Leidensgeschichte

HTC gehört vor allem am Anfang der Smartphone-Geschichte zu den prägenden Herstellern. Die Taiwanesen beeinflussten auch immer wieder die Branche, etwa mit dem Unibody-Metallgehäuse von 2012. Doch bald schon geriet der Hersteller ins Hintertreffen.

2017 verkaufte HTC dann angesichts der schlechten Zahlen einen Teil der Smartphone-Sparte an Google, die damit den Grundstein für die heutigen Pixel-Geräte legte. HTC selber brachte immer weniger neue Modelle auf den Markt, stattdessen konzentrierte man sich auf die VR-Brille Vive.

Nun also ist HTC zurück mit einem neuen Smartphone. Und die gute Nachricht: Obwohl die Preise noch nicht bekannt sind, soll es ab August international verfügbar sein. Zuerst als Vorbestellung auf der Webseite von HTC.

Phone als Basis für virtuelle Welten, NFTs und Krypto

Die Besonderheit des neuen HTC Desire 22 Pro ist, dass es der Zugang für das Metaverse ist. Das ist ja nur naheliegend, da der Hersteller aus Taiwan ja eine eigene virtuelle Brille im Angebot hat, die durchaus auch schon weit verbreitet ist. Viverse heisst die virtuelle Welt bei HTC.

Zum Start gibts denn auch gleich Sonderangebote: Man erhält 15 Prozent Rabatt, wenn man die «Vive Flow»-Brille und das Phone gleichzeitig bestellt. Das Desire ist dann speziell für das VR-Headset optimiert.

Es können über HDCP 2.2 direkt und drahtlos Inhalte auf die Brille gestreamt werden. Etwa Videos, Filme und Serien von Twitch, Disney+ oder Netflix. So hat man einen riesigen Kinobildschirm immer dabei.

Mit Reverse Charging kann man auch gleich die Vive wieder aufladen, wenn das Metaverse dann doch etwas viel Strom braucht.

Zudem gibts diverse spezielle Apps auf dem HTC Desire: Man kann digitale Güter wie NFTs kaufen und diese dann gleich im eigenen virtuellen Raum ausstellen und natürlich über die VR-Brille auch anschauen.

Im Vive Wallet lassen sich Kryptowährungen wie Ethereum oder Bitcoin sicher speichern und dann natürlich auch gleich im Metaverse wieder nutzen.

Das HTC Desire 22 Pro ist sonst nicht so spektakulär

Tönen viele Anwendungen sehr futuristisch und greifen die aktuellen Mega-Trends in der digitalen Welt auf, ist die restliche Ausstattung des Smartphones dann eher Hausmannskost aus der Mittelklasse.

Das Desire 22 Pro hat einen 6,6-Zoll-Screen mit hoher Auflösung und 120 Hertz Bildwiederholung. Allerdings scheint es kein Amoled-Screen zu sein.

Im Gehäuse steckt ein Snapdragon 695 Prozessor mit 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB Speicher. Der kann 5G, ist aber sonst wirklich ein Mittelklasse-Prozessor.

Der Akku misst 4500 mAh und lässt sich auch drahtlos laden. Allerdings sind am Kabel 18 Watt das Höchste der Gefühle. Der Fingerabdruck-Scanner steckt im Power-Button, und mit etwas über 200 Gramm ist das Handy recht wuchtig. Positiv ist das iP67 Rating beim Schutz vor Wasser und Staub.

Auch bei den Kameras darf man nicht zu viel erwarten. Es gibt einen 64-Megapixel-Hauptsensor, eine Weitwinkel-Kamera mit 13 Megapixeln und ein dritter Sensor für die Tiefenmessung. Dazu kommt eine Selfiecam mit 32 Megapixeln.

Zwar gibts Nachtmodus, Videostabilisierung und Zeitlupe mit 120 Bildern pro Sekunde, aber beispielsweise keine 4K-Videoaufnahmen.

HTC ist zurück mit einem verrückten Handy

Die Preise für die Schweiz sind noch nicht bekannt. In England kostet das HTC Desire 22 Pro umgerechnet rund 465 Franken. Ein Preis um die 500 Franken dürfte durchaus realistisch und fair sein für die gebotene Hardware.

Das Comeback von HTC ist durchaus spannend, auch wenn das Phone momentan für die meisten User noch nicht so spannend ist. Ausser, man hat bereits eine Vive-Brille oder kauft sich direkt ein Bundle.

Trotz der durchschnittlichen Hardware geht HTC bei der Software einen Schritt weiter. Denn setzen sich virtuelle Welten wirklich durch, wird es tatsächlich auf dem Smartphone ganz andere Anwendungen brauchen, welche die reale mit der virtuellen Welt verbinden.

Am Beispiel HTC zeigt sich aber auch ein Problem: Der Hersteller baut sein Viverse auf, andere Marken entwickeln eigene Metaversen. Die Konnektivität dieser verschiedenen Systeme wird dann noch eine Herausforderung für die Zukunft.