Teuer gegen billig: das Duell der Apple Watches

Welche der neuen Apple Watches ist der bessere Deal? Die SE mit weniger Funktionen und günstigem Preis. Oder die teure Ultra, die bei Design und Akkulaufzeit punktet. Wir haben es ausprobiert – und sagen auch, welche Uhr für welchen Typ passt.

TextLorenz Keller

Gleich drei neue Uhren hat Apple an der Keynote Anfang September vorgestellt. Wir schauen uns die zwei interessantesten an: die Apple Watch SE als Einsteigermodell. Und die als Sportuhr vermarktete Ultra am anderen Ende des Preisspektrums. Teuer gegen billig: das Duell der Apple Watches.

Darum hat die Apple Watch SE trotzdem eine Chance

Natürlich ist das ein sehr ungleicher Zweikampf. Die Apple Watch Ultra zu Preisen ab 849 Franken ist in allen Bereichen überlegen. Mehr Features, grösserer und hellerer Screen, mindestens doppelt so gute Akkulaufzeit und die hochwertigeren Materialien.

Trotzdem zeigt sich im Alltagstest mit den zwei Uhren, dass die Apple Watch SE mehr Qualitäten hat als der günstige Preis. Die Einsteiger-Uhr kostet nur gerade 269 Franken und gehört damit im Segment der Smartwatches zu den preiswerten Alternativen.

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Die SE kann im Vergleich dort punkten, wo die grosse Schwester schwächelt. Denn grösserer Screen und grösserer Akku zusammen mit dem wuchtigeren Design bedeuten, dass man mit der Ultra ein ziemliches Monstrum am Handgelenk trägt.

Es gibt nur eine Grösse, die gerade viele Userinnen wohl abschreckt. Und auch die User sollten die Ultra unbedingt anprobieren und nicht blind bestellen. Denn es hat verschiedene Dinge, die stören könnten.

Die Ultra ist fast doppelt so schwer wie die SE. Während man beim Einsteigermodell im Alltag vergisst, dass man es trägt, ist die Ultra doch immer präsent. Im Test waren aber zwei Dinge noch deutlich unangenehmer.

Die Ultra hat scharfe Kanten. Apple-untypisch ist vor allem der scharfe Rand des Titangehäuses um den Bildschirm. Da man diesen beim Swipen durchaus immer wieder streift, ist das wirklich etwas unangenehm. Oder ist es etwa ein Feature, falls man beim Camping das Messer vergessen hat? Eine schöne Kerbe kann man damit ganz schnell in einen Ast sägen. Auch der Titan-Schutz rund um die Krone und der Knopf an der rechten Seite sind sehr kantig und können auf die Haut drücken.

Was man auch bedenken muss: Die Ultra ist nochmals fast 50 Prozent dicker als die SE. Zusammen mit den vielen Kanten steckt die Uhr deutlich fester unter Jacken und Pullis, sodass man meist zwei Hände braucht, bevor man einen Blick darauf werfen kann. Im Sommer oder beim Sport ist das weniger das Problem als in der kälteren Jahreszeit oder beim Wintersport.

SE hat selben Prozessor wie Ultra

Auch sonst muss man schon sagen: Die SE bietet fürs Geld wirklich ein überzeugendes Gesamtpaket. Es gibt sie in zwei Grössen, nämlich 40 und 44 Millimeter. Als reine GPS-Version oder auch mit Mobilfunk.

Und man hat die wichtigsten Sport- und Fitnessfunktionen an Bord. So wird die Herzfrequenz gemessen, es gibt unzählige Trainings in Dutzenden Sportarten von Badminton bis Yoga. Schlaftracking ist integriert genauso wie drahtloses Zahlen.

Es gibt hilfreiche Apps wie «Medikation» zur Planung von regelmässig eingenommenen Medikamenten oder auch das neue Zyklusprotokoll, wo Periode und Symptome eingetragen werden können. Dazu komment Tausende Apps von Drittanbietern, die man installieren kann.

Apple hat auch nicht bei den Sicherheitsfeatures gespart: So ist die neue Unfallerkennung aufgeschaltet, die einen Crash mit dem Auto erkennt und den Notruf wählt. Sturzerkennung ist ebenso Standard wie Mitteilungen, falls die Herzfrequenz merkwürdige Muster aufweist.

Das bis 50 Meter wasserfeste Gehäuse ist aus Aluminium und in drei Farben erhältlich. Da alle Armbänder draufpassen, kann man die SE genauso individualisieren wie alle anderen Uhren. Ebenfalls positiv und nicht selbstverständlich: In der günstigen Uhr steckt derselbe neue Prozessor wie in der teuersten Uhr. Das bedeutet nicht nur, dass alles ruckelfrei und in der gewohnten Apple-Qualität läuft, sondern auch dass man über Jahre Updates erhalten wird.

Nur ein Feature vermisst man bei der SE schmerzlich

Die SE hat natürlich auch Schwächen. Das Alugehäuse ist anfälliger für Kratzer und Kerben als Edelstahl oder Titan. Und die Akkulaufzeit ist nach wie vor sehr mittelmässig. Bei normaler Nutzung schafft man einen Tag und kann dann noch ein Schlaftracking machen – dann ist aber Schluss.

Viele Nutzerinnen und Nutzer werden sie darum am Tag tragen und in der Nacht laden. Weil das Aufladen zwischendurch einfach nervig ist und gerne vergessen geht. Und dann ist natürlich ausgerechnet dann der Akku leer, wenn man am Kiosk mit der Uhr drahtlos hätte bezahlen wollen.

Der grösste Unterschied im Alltag im Vergleich zu den teureren Modellen ist aber, dass die SE keinen Always-On-Display hat. Sprich: Sobald die SE nicht mehr aktiv ist, wird der Screen ganz schwarz. Hebt man die Uhr dann wieder an, wird das Zifferblatt wieder angeschaltet.

Drei Dinge stören dabei im Alltag: Das Anschalten dauert immer einen kleinen Moment und klappt nicht zu 100 Prozent, gerade, wenn man nur kleine Bewegungen macht. Will man nur kurz auf die Uhr schauen, ohne die Hand gross zu bewegen, dann klappt das natürlich nicht. Es braucht eine Geste, um das Display zu aktivieren.

Wer ganz neu eine Apple Watch kauft, den wird das weniger stören als jemanden, der halt schon smarte Uhren mit Always-On kennt. Wo dann eben der Screen nur leicht abgedunkelt ist und man die Zeit immer noch ablesen kann.

Wer von einer Apple Watch Series 4 oder älter auf die SE wechselt, der hat halt alles wie bisher. Ab der Series 5 gab es ja den Always-On-Bildschirm. Und im Test hat man schon gemerkt, dass man den sehr vermisst bei der SE.

Und was ist mit der Apple Watch Series 8?

Es gibt ja eigentlich ja auch noch eine dritte neue Uhr, nämlich die Apple Watch Series 8. Die hat Always-On, einen etwas grösseren Screen mit dünneren Rändern, und man könnte Edelstahl-Versionen und deutlich mehr Farben wählen.

Mit Preisen ab 429 Franken ist die Series 8 aber auch deutlich teurer. Da muss man selber entscheiden, ob dieser Aufpreis gerechtfertigt ist. Störend ist vor allem, dass die Uhr mit neuem Namen und neuem Marketing kommt, sich aber kaum vom Vorgänger unterscheidet.

Zwei wichtige Neuerungen gibt es, die die Series 7 nicht per Software-Update nachgeliefert bekommt. Nämlich die Unfall-Erkennung wie in der SE, für die es neue Beschleunigungssensoren braucht.

Und die Temperatur-Messung, die ebenfalls auf neuen Sensoren beruht – und sonst nur noch in der Ultra erhältlich ist. Männer können damit Abweichungen von der Basis-Temperatur in der Nacht erkennen. Wirklich Sinn machen sie aber nur bei Frauen, wo Berechnung und Nachverfolgung des Zyklus genauer wird und nach zwei Monaten Messung auch der Eisprung nachträglich angezeigt werden kann.

Wer also das Zyklusprotokoll wirklich mit der Health-App von Apple nutzen will, der hat mit der Series 8 oder der Ultra einen grossen Vorteil. Allerdings: Für zuverlässige Messungen muss man die Uhr jede Nacht tragen. Und da die Series 8 spätestens nach einem Tag und einer Nacht nachgeladen werden muss, braucht es eine spezielle Routine.

Braucht man das alles nicht, ist die SE sicher die preiswertere Option. Und falls man auf Always-On nicht verzichten möchte, findet man im Handel Series 7 Uhren mit 50 bis 100 Franken Rabatt.

Ultragute Akkulaufzeit und erstaunlicher Preis

Kommen wir zur Ultra, die wir ja schon wegen des wuchtigen und kantigen Designs etwas kritisiert hatten. Wichtig ist sicher, dass man sich dessen bewusst ist und die Uhr anprobieren geht in einem Laden. Am besten auch gleich mit einem der neuen Armbänder.

Die sehen zwar sehr cool aus, die getesteten Alpine Loop und Ocean-Armband sind aber unten rund um die Verschlüsse ziemlich dick oder haben ein aufliegendes Metallteil. Wer viel am Computer tippt, braucht sicher ein anderes Armband. Der Trail Loop ist da sicher bequemer. Und sonst passen ja auch alle Bänder auf die Ultra, was absolut vorbildlich ist von Apple!

Der wuchtige Look sieht aber eigentlich auch sehr gut aus. Es ist optisch die grösste Veränderung seit dem Launch 2014. Und das übrigens zu einem erstaunlich günstigen Preis.

Auf den ersten Blick sind 849 Franken kein Schnäppchen, aber dafür bekommt man auch gleich die Vollausstattung. Konfiguriert man etwa eine grosse Series 8 mit Edelstahlgehäuse, Mobilfunk und gutem Band, dann ist der Preis genau gleich.

Wer das grössere Gehäuse der Ultra mag, bekommt also für den gleichen Preis einen besseren und grösseren Screen, mehr Features und eine massiv bessere Akkulaufzeit. Und auch im Vergleich zu anderen Sportuhren von Garmin und Co. ist die Apple Watch Ultra überhaupt nicht teuer.

Das zweite grosse Highlight neben dem Preis ist eben diese Batterielaufzeit. Im Normalbetrieb kann man die Uhr doppelt bis dreimal so lange nutzen wie die normale Apple Watch. Wir haben problemlos 48 Stunden erreicht – also zwei Tage und zwei Nächte mit Schlaftracking.

Natürlich bieten hier viele Sportuhren nochmals zwei- bis dreimal längere Nutzungszeiten ohne nachzuladen, aber für eine Smartwatch mit vollem Funktionsumfang ist das schon eine ausgezeichnete Akkulaufzeit.

Nicht zu sehr in der Nische

«Eine Uhr, die Grenzen verschiebt» – so bewirbt Apple die Ultra. Aber zum Glück werden die Grenzen nicht zu stark verschoben. Zwar liefert der US-Hersteller viele Features aus dem Outdoor- und Sport-Bereich, aber überfrachtet die Uhr nicht so, dass sie sich nur noch an Profis richtet.

Im Alltag von Vorteil sind sicher die stabile Bauweise mit Titangehäuse, Wasserdichte bis 100 Meter und ein Schutz gegen Stösse und Erschütterungen nach MIL‑STD 810H. Auch ein verstärkter Schutz gegen Staub ist vorhanden. Das werden nicht nur Sportler schätzen, sondern auch Handwerker.

Auch der nochmals hellere Bildschirm ist für alle wichtig, die die Uhr an der Sonne nutzen. Und der spezielle Nachtmodus in Rot, den man mit dem tollen Wegweiser-Zifferblatt einschalten kann, ist nicht nur bei Nachtmissionen draussen von Vorteil, sondern auch wenn man das Kind in den Schlaf singt und dabei nicht das gesamte Zimmer erleuchten will.

Ein Gewinn ist auch der zusätzliche orange Action-Button an der Seite. Den kann man selber mit einer Funktion belegen, also sein Lieblings-Training mit einem Klick starten. Oder man nutzt den neuen Knopf, um einen schnellen Zugriff auf die Taschenlampenfunktion zu haben. Die besseren Mikrofone und Lautsprecher helfen bei Sprachbefehlen und beim Telefonieren über die Uhr.

Dann gibts auch ganz spezifische neue Features: etwa ein Tiefenmesser, der die Ultra in eine Tauchuhr verwandeln kann. Zudem zeigt die Trainingsapp nun viel mehr Informationen an, etwa Herzfrequenzzonen, sodass man auf einen Blick sieht, ob man im richtigen Bereich trainiert. Oder die Anzeige der Laufleistung, damit man sich nicht zu schnell auspowert.

Das verbesserte GPS und ein noch präziserer Kompass werden wohl primär in Extremsituationen nützlich sein. Für den Notfall ist die neue Sirene gedacht, die bis 180 Meter weit hörbar ist. Alles Dinge, die man hoffentlich nicht braucht.

Teuer gegen billig: Das Duell der Apple Watches

Die Apple Watch SE ist ein günstiger Einstieg in die Welt der smarten Uhren. Für iPhone-Besitzer ohne grosse Ansprüche sicher die beste Wahl momentan. Auch als preiswertes Upgrade einer Series 3 oder 4 bietet sich die neue SE an. Da bleibt dann auch noch genügend Budget für tolle Uhrenarmbänder, die es direkt von Apple gibt, aber auch von unzähligen weiteren Herstellern.

Überraschenderweise ist auch die Apple Watch Ultra eine preiswerte Alternative. Diese Uhr sollte man aber unbedingt vorher anprobieren, ob man mit dem kantigen Design und der Grösse gut klarkommt. Unbedingt im Laden auch gleich ein paar Bewegungen machen, die man im Alltag oft macht.

Die Ultra liefert viel Sport- und Outdoor-Feeling. Die Profis werden wohl trotzdem nicht von ihren spezialisierten Trainingsmessgeräten auf die Apple Watch umsteigen. Aber für ambitionierte Amateure und Outdoorfans bietet die Neuheit durchaus Mehrwert. Und für alle, die einfach eine grosse, neue und auffällige Uhr haben möchten.