Die Sony ZV-E10 ist die beste Video-Cam für wenig Geld

Die neue Sony ZV-E10 ist ganz auf alle zugeschnitten, die für wenig Geld tolle Videos drehen wollen. Mit vielen praktischen Features und wenig Kompromissen.

TextLorenz Keller

Wer wenig investieren will, um Videos und Clips zu drehen, der nutzt heute oft ein Smartphone. Das hat man sowieso. Und wer etwas auf die Kameraqualität achtet, der schiesst mit dem Smartphone tolle Videos. Etwa mit dem iPhone 12 – oder in der Android-Welt mit dem Oppo Find X3 Pro oder dem Samsung Galaxy S21. Wer deutlich mehr Kameraqualität will, musste bisher mindestens 1000 Franken oder mehr ausgeben. Doch das geht auch anders: Die Sony ZV-E10 ist die beste Video-Cam für wenig Geld.

Denn während die meisten digitalen Kameras den Spagat zwischen Foto und Video machen müssen, konzentriert sich der Hersteller aus Japan bei der ZV-E10 ganz auf bewegte Bilder. Klar, kann man auch Fotos schiessen. Aber die meisten Funktionen sind auf bewegte Bilder optimiert.

Günstiger Preis, alle nötigen Video-Funktionen

799 Franken kostet die ZV-E10 ohne Objektiv. Mit dem Kit-Objektiv 18 bis 50 mm sind es 899 Franken. Das ist richtig günstig, kaum eine andere Kamera mit Wechselobjektiv und Videofunktionen findet man für diesen Preis. Verkaufsstart ist Mitte August.

Vergleichen wir die neue Kamera etwa mit dem bisherigen Angebot von Sony, so kostet die Sony Alpha 6400 etwa 100 Franken mehr als die ZV-E10. Und die Alpha ist auch schon zwei Jahre alt.

Trotz des günstigen Preises bekommt man alle Funktionen, die man für Videos braucht. Dazu gehört die Möglichkeit, dank der grossen Auswahl von Objektiven das passende für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Etwa ein starkes Weitwinkel für die typischen Selfieaufnahmen, die man in Video-Blogs (Vlogs) oder auch in Youtube-Videos sieht.

Sobald man vor der Kamera moderiert und sich dabei selber aufnimmt, ist auch ein drehbarer Screen ein grosser Vorteil. Und den 3-Zoll-Bildschirm der ZV-E10 kann man schön 180 Grad zur Seite drehen, sodass auch auf den Blitzschuh aufgestecktes Zubehör nicht stört. Das bietet übrigens keine andere APS-C-Kamera von Sony.

Ebenfalls essenziell für die Videoaufzeichnung: ein Mikrofon-Eingang. Sony hat sogar Platz gefunden, einen Kopfhörer-Ausgang einzubauen, sodass man den Ton kontrollieren kann. Der Pegel wird übrigens auch auf dem Screen während der Aufnahme angezeigt – auch das eine hilfreiche Funktion.

Viele Details speziell für Vlogger optimiert

Zusätzlich gibts viele kleine Funktionen, die einem das Aufnehmen von Clips erleichtert. So wird etwa auf dem Screen ein roter Rahmen eingeblendet, sobald die Aufnahme läuft. Zudem leuchtet am Gehäuse ein rotes Licht.

Zwei spezielle Effekte hat Sony eingebaut. So kann man mit einem Knopfdruck den Hintergrund unscharf stellen, also einen Bokeh-Effekt erzielen. Und im Produktpräsentations-Modus kann man einen Gegenstand vor die Kamera halten, der wird sofort scharf gestellt. Nimmt man ihn wieder aus dem Bild, schaltet der Autofokus sofort wieder aufs Gesicht um.

Beides funktioniert so zuverlässig und gut, dass man es auch wirklich im Alltag brauchen kann. Und es gibt keine Enttäuschungen, wenn man nachher am Computer das Videomaterial sichtet.

Auch sonst überzeugt die Bildqualität rundum, gerade der schnelle und zuverlässige Autofokus ist ein Segen beim Videodreh. Wer will, kann in den tiefen der Menüs alles Mögliche einstellen und etwa auch spezielle Farbprofile für Profis nutzen. Aber: Für den Alltag reicht auch die Automatik. Nur die standardmässig aktivierte Gesichtsverschönerung sollte man sofort ausschalten, da sie das Gesicht schon recht cremig macht.

Herausragend sind die drei eingebauten Mikrofone, die einen ausgezeichneten Ton liefern – aber natürlich auch recht viel Umgebungsgeräusche mitaufzeichnen. Sony liefert sogar einen Windschutz mit, den man ganz einfach auf den Blitzschuh aufstecken kann. Clever! Über den Blitzschuh lassen sich übrigens auch die externen Mikrofone von Sony ohne zusätzliches Kabel anschliessen.

Die günstige Kamera hat aber auch Schwächen

Auch wenn die Begeisterung für die ZV-E10 gross ist, muss man vor einem Kauf die Schwächen einkalkulieren. So ist die Kamera mit 343 Gramm sehr leicht und handlich (Gewicht gemessen mit Akku, aber ohne Objektiv). Es ist allerdings auch eine Plastikkamera, die zwar solid wirkt, aber nicht so hochwertig wie die teureren Sony-Modelle.

Das kann man gut verschmerzen, auch dass bei den Fotofunktionen viele Abstriche gemacht wurden. Es gibt keinen Sucher, statt eines Moduswählrads nur einen Schalter und keinen eingebauten Blitz. Auch GPS fehlt, um die Aufnahmen auch geografisch taggen zu können.

Ein klarer Nachteil hingegen ist der alte NP-FW50 Akku, den Sony verwendet. Der ist zwar weit verbreitet, und es gibt günstige Zweitakkus von anderen Herstellern. Doch er hält nicht lange. Nach 20 bis 30 Minuten aufgenommenes Videomaterial ist schon Schluss. Immerhin: Man kann die Kamera über USB-C gleichzeitig laden und nutzen – also etwa an eine Powerbank anschliessen.

Gespart wurde auch am Bildstabilisator. Die Kamera selber hat nur einen digitalen, der optische Bildstabilisator fehlt. Die Software macht das zwar gut, aber man muss mit einem beschnittenen Bild leben. Oder aber man greift auf ein Objektiv zurück, das einen Stabilisator integriert hat.

Ebenfalls wissen muss man, dass 4K nur bis 30 Frames aufgezeichnet wird. Wer etwa gerne mit höherer Bildrate aufnimmt, um dann Videos verlangsamen zu können, der wird das nur in Full-HD-Auflösung machen können.

Und noch ein kleines Detail zum Schluss: Die Menüführung ist bei Sony schon nicht mehr up to date. Mühsames Durchklicken mit den Tasten durch endlose Listen – dabei stünde ja sogar ein Touchscreen zur Verfügung. Der wird aber nur genutzt, wenn man einen Fokuspunkt setzen will.

Aber es ist ja auch klar, dass man für wenig Geld bei der Sony ZV-E10 nicht in allen Bereichen die beste Video-Cam erwarten kann.

Die Sony ZV-E10 ist die beste Video-Cam für wenig Geld

Die Sony ZV-E10 zeichnet mit etwas Übung Videos in Profiqualität auf, ist aber vom Preis her auch für Einsteiger und Anfänger geeignet. Wer regelmässig Videos aufnimmt und mehr Möglichkeiten möchte als mit dem Smartphone, der ist hier genau richtig.

Der japanische Hersteller hat sich zum Glück zum ersten Mal bei den Systemkameras klar auf bewegte Bilder fokussiert. Gleichzeitig aber auch die Bedienung so einfach gehalten, dass man sofort loslegen kann. Zum Preis von 799 Franken kann man auch gut mit den Nachteilen und Schwächen leben.

Wir konnten zusammen mit der Kamera auch ein zusätzliches Objektiv und den Handgriff von Sony testen. Der Griff kostet 150 Franken und verbindet sich per Bluetooth mit der Kamera. So kann man etwa direkt mit einer Hand die Kamera halten und den Auslöser drücken. Zusätzlich ist der Griff auch gleich ein Tripod.

Schade allerdings, sind die Beine so kurz. Nicht nur, weil die Kamera dann in der Tripod-Funktion praktisch auf dem Boden steht. Sondern vor allem auch, weil man beim Sich-selber-Filmen die Hand stark strecken muss, um gut im Bild zu sein. Wer öfter vloggt, wird sich eine komfortablere Lösung suchen wollen.

Empfehlenswert allerdings ist das 10-auf-18-Millimeter-Objektiv von Sony mit integrierter Stabilisierung. Das Weitwinkel ist genau ideal für Vlogger und bietet ein tolles, stabiles Videobild. Mit 656 Franken ist das Objektiv allerdings nicht günstig, immerhin kann man es auch zum Teil vergünstigt direkt mit der Kamera im Bundle kaufen.