Das harsch kritisierte iPad ist besser als gedacht

Das Standard-iPad kostet zwar für Einsteiger viel, kann für viele Userinnen und User aber trotzdem preiswert sein. Das Tablet liefert Pro-Feeling für 499 Franken.

TextLorenz Keller

Es ist erstaunlich, wie Apple für das neue iPad momentan auf Social Media, aber auch von Testern massive Häme bekommt. Kritik gibts dabei für den Preis. Das ist durchaus gerechtfertigt, gleichzeitig aber auch Teil einer neuen Strategie von Apple, die wir hier im Detail beschrieben haben. Und im Test zeigt sich: Das harsch kritisierte iPad ist besser als gedacht.

Teuer, aber gleichzeitig auch preiswert

499 Franken kostet das iPad in der Basisversion mit knausrigen 64 GB Speicher. Die zehnte Generation des Einsteiger-Tablets kostet damit deutlich mehr als der Vorgänger, der letztes Jahr für 359 Franken zu haben war. Und nun immer noch für 379 Franken erhältlich ist.

Richtig gelesen: Altes iPad kostet 20 Franken mehr als bei der Lancierung. Das sind so Details, die natürlich viele Fans hässig machen. Und eben auch, dass das neue iPad 140 Franken mehr kostet, aber zwar einiges besser, aber eben auch nichts zusätzlich kann.

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Einsteiger, aber auch Schulen wird eine solche Erhöhung schmerzen. Wollen sie ein günstiges Apple-Tablet, müssen sie sich mit der alten Ware begnügen.

Allerdings: Das iPad im modernen Design und mit einigen Upgrades dürfte auch Userinnen und User ansprechen, die bisher nicht das Einsteigermodell wollten. Und die können für 499 Franken viele Features erwarten, auf die wir weiter unten genauer eingehen.

Denn es gibt durchaus Apple-Fans, die das iPad Air zu Preisen ab 669 Franken gekauft hatten, obwohl sie die Rechenpower gar nicht wirklich brauchen im Alltag. Für diese Kundengruppe gibts nun eine günstigere Alternative.

Die starken Updates fürs Einsteiger-iPad

Was sofort auffällt: Das Einsteiger-iPad ist nun im selben Design wie das Air und das Pro. Der Powerknopf mit Fingerabdruck-Scanner ist weggefallen, die Ränder vor allem oben und unten sind deutlich schmaler. Auch sonst ist das Design nun einfach schön modern – und sogar in vier Farben erhältlich. Der Scanner ist übrigens nun im Button an der Seite versteckt, was sich schon beim Air bewährt hat.

Der schöne Nebeneffekt: Das neue iPad ist dünner, leichter und weniger hoch – allerdings ein wenig breiter. Und trotzdem hat es nun statt eines 10,2- einen 10,9-Zoll-Bildschirm. Ganz allgemein sieht das Einsteiger-iPad dem Air nun zum Verwechseln ähnlich.

Es ist etwas breiter und höher, sprich die Ränder sind ganz leicht dicker, da muss man aber schon genau hinschauen. Auffälliger ist, dass das Air nochmals etwas schlanker ist.

Das Einsteiger-iPad der zehnten Generation hat weitere Upgrades erhalten. Es wird nun vom A14-Chip angetrieben, in der weiter erhältlichen neunten Generation ist es der A13. Die Hauptkamera löst nun mit 12 Megapixeln auf und nicht mehr nur mit 8 Megapixeln.

Endlich ist auch der Lightning-Anschluss verschwunden, und das neue iPad lädt via USB-C wie die Pro- und Air-Modelle. Wer eine Version mit Mobilfunk wählt, kann nun über 5G Daten abrufen.

Zwei exklusive Features für die Einsteiger

Gleich zwei Dinge erhält man übrigens nur beim neuen iPad, bei keinem anderen Modell – nicht mal den doppelt so teuren Pro-Varianten. Das ist schon erstaunlich, allerdings sind beide Neuerungen nicht unumstritten.

Die Selfiecam ist nämlich erstmals nicht auf der schmalen Seite des iPads platziert, sondern auf der Längsseite. Der grösste Vorteil: Für Videocalls ist das ideal, weil der Winkel besser ist und man nicht dauernd leicht schräg guckt. Wer allerdings vor allem über Facetime im Hochformat telefoniert, der hat davon nichts.

Fürs neue iPad bringt Apple auch eine ganz neue Tastatur auf den Markt, nämlich das Magic Keyboard Folio. Im Gegensatz zu den Keyboards für Air und Pro hat die neue Variante zwei Teile und ist damit flexibler nutzbar. Zudem hat man erstmals Funktionstasten auf der Tastatur, das gibts nicht mal bei der Pro-Variante.

Einen grossen Nachteil hat das Magic Keyboard Folio: Es lässt sich zwar auf einem Tisch schön aufstellen und justieren. Aber sobald man nur ein Mini-Tischchen zur Verfügung hat oder sogar auf den Knien tippen muss, da ist die neue Tastatur leider ein teurer Fail.

Harsche Kritik am iPad – oft berechtigt

Und schon kommen wir auch zu den oft kritisierten und durchaus berechtigten Punkten. So ist nicht nur das iPad mit 499 Franken teurer geworden – mit Zubehör wird es richtig teuer. Der Stift kostet 109 Franken, die Tastatur gar 269 Franken. Satte Preise für Produkte, die leider durchaus ihre Fehler haben.

Die Tastatur haben wir ja schon erwähnt. Beim Stift ist es noch viel schlimmer. Denn trotz First-Class-Look kann man das neue iPad nur mit der ersten Generation des Apple Pencil benutzen. Da dieser aber noch einen Lightning-Anschluss hat, kann man ihn zum Laden nicht einfach einstecken.

Es braucht eine fast schon absurde Konstruktion: Stift, dann ein erstaunlich grosser Adapter, dann ein USB-Kabel, das man dann in ein Ladegerät oder das iPad einstecken kann. Noch absurder: Während des Ladens lässt sich der Stift nicht nutzen.

Das ist einfach nur ein Gebastel, das nervt, weil man den Adapter garantiert verlegt, verliert oder nicht dabei hat, wenn man ihn braucht. Einziger Vorteil: Wer noch einen alten Stift hat, kann ihn weiter nutzen – und bei Bedarf den Adapter auch separat für 10 Franken kaufen.

Hier ist halt vor allem stossend, dass Apple die Preise erhöht und gleichzeitig so ein Gebastel abliefert. Und auch sonst den Ansprüchen nicht gerecht wird: Wenn man schon deutlich mehr bezahlt, hätte man etwa den neusten A15-Prozessor erwarten können – stattdessen gibts den A14 aus dem Vorjahr.

Was im Alltag wirklich zählt

Auch beim Screen hat Apple im Vergleich zum Air gespart. So ist das Display nicht laminiert und spiegelt etwas mehr. Aber diese Abstriche sind durchaus verkraftbar, denn einen Unterschied merkt man nur, wenn man beide Geräte direkt nebeneinander hält.

Viel wichtiger sind im Alltag die zwei Lautsprecher im Querformat, sodass Videos oder Streamingfilme anständigen Ton bekommen. Auch hier ist das Einsteiger-iPad nun auf dem Niveau des Air.

Und auch sonst ist das iPad halt einfach das beste Tablet, das man momentan kaufen kann. Das System läuft perfekt, die Auswahl an Apps ist riesig und der Vorsprung gegenüber Android ist gigantisch.

So ist das Einsteiger-iPad ideal für alle, die vor allem ein Game- und Multimedia-Gerät suchen. Aber es taugt auch für Office-Arbeiten und als mobiles Büro für unterwegs. Gerade wer diesen Mix braucht, muss kein teureres Modell mehr kaufen.

Schade einzig, bietet Apple als Basis nur 64 GB Speicher an, das ist doch recht knapp. 128 GB wäre ideal, das bietet der US-Hersteller gar nicht an. Wer mehr Speicher braucht, muss 669 Franken für 256 GB zahlen.

Auch das Pro hat ein Upgrade gekriegt

Als zweites Modell hat diesen Herbst auch das iPad Pro ein Upgrade bekommen. Hier sind die Veränderungen minimal – und eigentlich wirklich nur für Pro-User relevant. Neu gibts den M2-Chip statt des M1-Prozessors. Also nochmals mehr Power – so viel wie in den aktuellen MacBook-Modellen.

Aber eben: Da muss man schon auf dem iPad 4K-Videos schneiden und rendern, dass man da wirklich einen Unterschied merkt. Die zweite Neuerung ist die Schwebefunktion für den Apple Pencil. Hier können Menüpunkte sich schon leicht hervorheben, wenn man sich mit dem Stift nähert.

Mindestens 1249 Franken kostet das grösste iPad mit 12,9 Zoll Screen im Angebot, ab 929 Franken gibts das Pro auch mit 11 Zoll Bildschirm. Mit so viel Power und diesem Preis ist es wirklich etwas für Nerds und Profis, welche die unglaubliche Leistung der Prozessoren auch wirklich nutzen können. Die hätten sich aber vielleicht durchaus gewünscht, dass die Frontkamera noch an den richtigen Ort für Videocalls wandern würde.

Das harsch kritisierte iPad ist besser als gedacht

Wer ein möglichst günstiges iPad sucht, der wird sich genau überlegen müssen: Reicht die neunte Generation mit dem älteren Prozessor und dem etwas altbackenen Design? Dann kann man 150 Franken sparen.

Sonst ist das neue iPad der zehnten Generation zu Preisen ab 499 Franken auf jeden Fall eine gute Wahl. Im Alltag ist es für die meisten Userinnen und User nicht nur perfekt für Games und Multimedia, sondern auch fürs Basis-Homeoffice.

Wer übrigens dann auch bei Tastatur oder Stift sparen will, findet beim Schweizer Hersteller Logitech preiswertere Alternativen.