Mini-LED: Ist das die neue TV-Revolution?

Immer mehr Fernseher kommen mit Mini-LEDs – die teilweise auch unter ganz anderen Markenbegriffen verkauft werden. Doch was bringt die TV-Technik wirklich? Wir haben die Übersicht.

TextLorenz Keller

LCD, LED, OLED, Micro-LED und nun immer öfter auch noch Mini-LED – da kommt man ja gar nicht mehr draus. Wer sich einen neuen Fernseher kaufen will, der wird mit Bildtechnik-Fachbegriffen bombardiert. Doch was bedeuten die überhaupt? Was sind die Vorteile und Nachteile der Technologien? Und Ist das neue Mini-LED eine TV-Revolution?

Der grosse Unterschied wartet im Hintergrund

Ein TV-Bild besteht ja aus einzelnen, farbig leuchtenden Pixeln. Wie diese nun zum Leuchten gebracht werden, das ist der generelle grosse Unterschied zwischen den verschiedenen Technologien. Während bei OLED und Micro-LED jeder Pixel einzeln leuchtet, nutzen alle anderen Technologien eine Lichtquelle im Hintergrund, welche dann – vereinfacht gesagt – die Pixel aus Flüssigkeitskristallen zum Leuchten bringen.

«Liquid Crystal Display» hiess das früher – oder auch LCD. Am Anfang übernahmen Leuchtstoffröhren diese Aufgabe, später kamen dann «Light-Emitting Diodes», die heute so bekannten LEDs.

Eine LED ist eine Art Mini-Chip, der Licht ausstrahlt, sobald Strom fliesst. LEDs sind günstig und klein. Man kann also dünnere Fernseher bauen und mehr LEDs nutzen. Je mehr solcher einzelnen Lichtquellen man hat, desto genauer lassen sich die Pixel ansteuern.

Die Bezeichnungen werden übrigens immer noch total vermischt. Oft steht im Katalog oder im Online-Store LCD oder LED, gemeint ist aber dasselbe. Moderne Fernseher haben immer LEDs als «Backlight».

Mehr LEDs, mehr Technik, besseres Bild

Günstige Fernseher werden von den Ecken her beleuchtet. Die Lichtsteuerung ist relativ grob. Das merkt man etwa daran, dass der Fernseher Schwarz eigentlich nicht darstellen kann. Wer genau hinsieht, der merkt, dass es eigentlich ein dunkles Grau ist.

Je mehr LEDs zum Einsatz kommen, desto genauer kann man die einzelnen Pixel ansteuern und desto besser können Kontraste abgebildet werden. Das Licht der LEDs wird bei modernen Fernsehern übrigens nicht direkt auf die Flüssigkeitskristalle geschickt, sondern etwa noch durch eine Folie mit Nanopartikeln, «Quantum Dots» genannt.

Diese Beschichtung ist auch oft in der Beschreibung von Fernsehern erwähnt, etwa bei den QLED-Modellen von Samsung oder TCL. Die Folie sorgt für sauberere und stärkere Farben. Vor allem Rot und Grün müssen verstärkt werden, der Blau-Anteil der LEDs reicht für ein starkes Blau.

Als Qualitätsmerkmal haben solche Fernseher starke und leuchtende Farben – und das bei grosser Helligkeit. Das ist vor allem wichtig, wenn man nicht nur in Kinoatmosphäre TV schaut, sondern auch bei Tageslicht.

Mini-LED: Das beste aus der LED-Welt

LED-TVs haben eine grosse Schwäche: Kontrast und Schwarz-Werte sind schlechter als bei der OLED-Konkurrenz (mehr dazu siehe unten). Das merkt man vor allem dann, wenn man wirklich im Dunkeln den Fernseher einschaltet und etwa einen Film schaut.

Das kann kompensiert werden, in dem möglichst viele LEDs als Hintergrundbeleuchtung genutzt werden. So ist es eher möglich, für schwarze Bereiche des Bildes auch wirklich ein paar Dioden ganz abzuschalten und so richtiges Schwarz zu erhalten. Dazu müssen die Bereiche natürlich auch sauber voneinander getrennt sein, damit das Licht nicht quer streut.

Die neueste Entwicklung in diesem Bereich heisst Mini-LED, wird aber teilweise auch anders genannt. Die Idee dahinter: Man baut viel mehr und viel kleinere Dioden ein. Nun besteht das Panel aus Tausenden einzelnen Bereichen, die ganz präzis angesteuert werden können.

Der Vorteil: Man erreicht teilweise noch eine grössere Helligkeit. Und da man die sowieso schon kleineren LEDs wieder dichter an die Kristalle heranziehen kann, wird auch der TV wieder dünner.

Mit Mini-LED und ähnlichen Technologien wird das Bild vor allem in Extremsituationen besser. Also bei starken Farben, Kontrasten und wenn sehr helle und dunkle Bereiche gleichzeitig zu sehen sind.

Zu den Pionieren von Mini-LED gehört TCL, aber auch andere Hersteller wie LG, Sony oder Samsung setzen diese Technologie inzwischen ein.

Wenn die Pixel selber leuchten

Das «Vorbild» bei Kontrasten und Schwarzwerten sind OLED-TVs. Die Abkürzung bedeutet auf Englisch «Organic Light Emitting Diode». Jedes Pixel ist also eine organische Leuchtdiode. Diese lassen sich relativ kostengünstig und in grossen Mengen produzieren. So dass man Fernseher bauen kann, bei denen jedes Pixel aus einer Diode besteht.

Das «Vorbild» bei Kontrasten und Schwarzwerten sind OLED-TVs. Die Abkürzung bedeutet auf Englisch «Organic Light Emitting Diode». Jedes Pixel ist also eine organische Leuchtdiode. Diese lassen sich relativ kostengünstig und in grossen Mengen produzieren. So dass man Fernseher bauen kann, bei denen jedes Pixel aus einer Diode besteht.

Der Vorteil: Man kann jeden Bildpunkt ganz exakt steuern, was hohe Kontrast- und Schwarzwerte erlaubt. OLED-Displays lassen sich auch biegen und in den Falthandys knicken. Und die Screens können sehr dünn sein.

Allerdings haben OLED-Panels auch Nachteile. Sie sind teurer als LED-Fernseher, zudem sind organische Leuchtdioden weniger hell und haben eine geringere Lebensdauer.

OLED-Fernseher sind vor allem bei Kino-Fans beliebt, die neuen Mini-LED-TVs sind aber inzwischen harte Konkurrenten. Es kommt sicher auch darauf an, welchen Content zu welcher Uhrzeit man schaut. Und schlussendlich ist es auch ein wenig eine Geschmacksfrage, welches Bild von welchem Hersteller einem gefällt.

Und die nächste Technologie steht schon in den Startlöchern, nämlich Micro-LED als Weiterentwicklung der Mini-LED. Hier ist nun jeder Pixel des TV-Bildes eine einzelne, ultrakleine LED-Diode. Also sozusagen ein OLED, aber einfach mit den stabileren und helleren anorganischen Dioden.

Da es für 4K-Auflösung 24 Millionen Stück braucht und die Dioden noch nicht beliebig klein gebaut werden können, sind die ersten Fernseher mit dieser Technik sehr gross: 100 Zoll und mehr, das ist eine Diagonale von über 2,5 Metern.

Die Herstellung solcher Micro-LED-Displays ist momentan noch sehr teuer. Über 100’000 Franken kosten die ersten Modelle, die offiziell erhältlich sind. Kein Wunder, kommt die Technik bisher primär im professionellen Bereich zum Einsatz, etwa in grossen Leinwänden für Sport und für Konzerte.

Mini-LED: Ist das die neue TV-Revolution?

Solange Micro-LEDs so teuer sind und auch nicht in konventionelle Fernsehgrössen gebracht werden können, gehört die Zukunft OLED und Mini-LED. Preislich sind die beiden Top-Technologien schon sehr ähnlich. Gerade Mini-LED hat grosses Potenzial auch im Preisbereich unter 1000 Franken.

Eine TV-Revolution ist Mini-LED sicher nicht, eher eine logische Weiterentwicklung der LED-Technik. Damit können die Nachteile gegenüber OLED deutlich verkleinert werden – ohne die Vorteile zu verlieren.

Mini-LED-TVs eignen sich für Nutzer mit hohen Ansprüchen an Fernseher, die aber nicht nur Sofa-Kino im abgedunkelten Raum veranstalten, sondern auch mal am Nachmittag einen Fussball-Match schauen wollen. 

Übrigens: Alles zum neuen HDMI-Standard 2.1 kann man hier nachlesen.