iPad Air ist überragend, die Tastatur schwächelt

Fünf Tage haben wir das iPad Air vor Marktstart intensiv getestet. Das Fazit: das beste Tablet auf dem Markt für ambitionierte Nutzer. Aber es sind auch Schwächen auszumachen.

TextLorenz Keller

Pros

  • Schickes Design, praktisch im Alltag
  • Top-Ausstattung für alle Anwendungen
  • Gute Akkulaufzeit
  • Echter Fingerabdruck-Scanner
  • Preis-Leistungs-Verhältnis insgesamt stimmt

Cons

  • Nur 64 GB Speicher als Basis
  • Magic Keyboard mit schlechtem Preis-Leistungs-Verhältnis

Rechtzeitig vor dem Marktstart haben wir ein iPad Air für einen intensiven Test bekommen und es fünf Tage lang im Alltag genutzt. Multimedia, Games, Texte tippen, Surfen – zu Hause und unterwegs. Schnell wurde klar: Das iPad Air ist überragend, die Tastatur aber schwächelt leider.

Zur Erinnerung: Das Air ist der Mittelweg zwischen dem Einsteiger-iPad im alten Design und den Pro-Modellen. Bisher war es ein Mittelweg bei Preis und Ausstattung. Nun muss man überraschend wenig Abstriche gegenüber dem nochmals deutlich teureren iPad Pro machen.

Das zeigt sich etwa beim Prozessor: Hier hat das Air sogar mehr zu bieten als alle anderen Modelle. Es war gar das erste angekündigte Apple-Gadget überhaupt mit dem neusten Prozessor, dem A14 Bionic. Aktuell ist das Air damit sogar schneller als die Pro-Modelle.

Im Alltag spielt das weniger eine Rolle, ausser man rechnet regelmässig 4K-Videos auf dem iPad. Sonst: Das Air ist ultraschnell, egal was man macht. Fotobearbeitung in Echtzeit, komplexe Games – alles kein Problem.

Fingerabdruck besser als Gesichtserkennung

Ein weiterer Vorteil hat das Air gegenüber den teureren Pro-Modellen. Man kann es zwar nicht mit der Gesichtserkennung entsperren, dafür gibts in den Power-Button integriert einen schnellen Fingerabdruck-Scanner. Der ist im Alltag praktischer, da sich so das iPad in jedem Winkel und sogar von hinten oder ganz von der Seite entsperren lässt. Unterwegs auch mit Maske.

Wichtig einfach, dass man genug seiner zehn Finger hinterlegt. Denn je nachdem, wie man das Air nutzt, ist der Powerknopf mal oben rechts, mal links auf der Seite. Apple hat wie so oft viele kleine Details berücksichtigt. So sieht man im Menü beim Fingerauflegen, welche Finger schon abgespeichert wurden, auch wenn man die aus Faulheit nur standardmässig mit «Finger 1», «Finger 2» etc. beschriftet hat.

Das Gute an dieser Lösung: Apple konnte das moderne Design beim Air nutzen. Dünnere Ränder um den Bildschirm, die kantige Retro-Optik. Und cool ist halt, dass es gleich fünf Farben zur Auswahl gibt. Das sanfte Grün unseres Testgeräts hat jedenfalls sehr gut gefallen.

Die Abstriche gegenüber den Pro-Modellen sind im Alltag verkraftbar. Das Air hat nur eine 12-Megapixel-Kamera und keinen Lidar-Sensor. Das merkt nur, wer mit dem iPad wirklich fotografieren will oder Augmented Reality Apps intensiv nutzt. Und die zwei Lautsprecher des Air sind fast so soundgewaltig wie die vier des Pro.

Das iPad Pro mit 11 Zoll wird es so schwer haben gegen das mindestens 200 Franken günstigere Air. Allerdings: Das Pro gibts halt auch mit fast 13 Zoll grossem Bildschirm. Das ist dann wirklich Laptop-Grösse und eine andere Kategorie.

Übrigens: Die einzig ernst zu nehmende Konkurrenz aus dem Android-Lager kommt von Samsung. Das Tab S7 Plus bietet viel Qualität bei der Hardware, muss sich aber dem weniger für Tablets optimierten Android-System herumschlagen (hier kann man den Test nachlesen). Dafür hat Samsung 5G für Daten integriert, bei Apple fehlt das bei den iPads noch ganz. Auch beim neuen Air, obwohl der Prozessor dafür bereit wäre.

iPad ist überragend, Tastatur schwächelt

Das iPad Air kostet mindestens 629 Franken. Ein sehr fairer Preis – mit einem Haken. Dafür gibts nur 64 GB Speicher. 128 GB wären eigentlich Pflicht bei diesem Preis. Diese Variante hat man aber gar nicht zur Auswahl. Die zweite Speichergrösse ist 256 GB, und da werden dann schon 799 Franken fällig. Der Aufpreis für Mobilfunk ist mit 140 Franken auch nicht gerade klein. Andere und grössere Speichervarianten gibts nur beim Pro.

Trotzdem: Das iPad Air ist ein guter Deal, weil es enorm viel Leistung bietet. Allerdings kann man diese nur voll ausnützen, wenn man das Air mit einer Tastatur koppelt. Apple bietet zwei Lösungen an. Das Smart Keyboard Folio für 199 Franken ist für Einsteiger okay, aber teuer für das Gebotene.

Das Magic Keyboard macht das Air zum Laptop-Ersatz. Eine beleuchtete Top-Tastatur, die sogar ein Touchpad hat. Angenehm zum Schreiben und wirklich auf dem Niveau eines MacBook oder Notebook. Aber: Mit 319 Franken kostet das Magic Keyboard so viel wie ein halbes iPad Air.

Das wäre nicht so schlimm, wenn die Tastatur perfekt wäre. Sie hat aber zwei Schwächen. Wenn man sie auf eine schräge Fläche stellt, etwa auf die Knie im Zug, dann drohen Air samt Tastatur bei Unachtsamkeit nach vorne wegzukippen. Und packt man das Air am Gehäuse, kann die Tastatur abfallen. Der Magnet ist dann doch zu wenig stark.

Das Fazit des fünftägigen Tests des iPad Air

Das iPad Air ist ein tolles Alltagsgerät, das auch im Profi-Einsatz alles bietet, was man sich wünscht. Schade, ist nicht gleich eine 5G-Option eingebunden. Dann wäre das Air wirklich rundum perfekt. Der Fingerabdruck-Scanner im Power-Knopf ist hoffentlich zukunftsweisend bei Apple. Gesichtserkennung kombiniert mit einem physischen Scanner wäre auch beim Pro oder bei den iPhones eine Wunschkombination.

Das iPad Air ist überragend, die Tastatur schwächelt. Trotzdem lohnt sich das Magic Keyboard, wenn man sich der Kipp- und Magnetgefahr bewusst ist. Denn beim Tippen und der Touchpad-Bedienung ist diese Tastatur nach wie vor konkurrenzlos. Vielleicht bietet ja aber der Schweizer Hersteller Logitech eine spannende Alternative zum neuen iPad Air.