Der Asus-Knaller schlägt sogar das iPhone

Das Asus Zenfone 7 Pro ist in einem grossen Blindtest zum besten Foto-Handy gewählt worden. Doch wie gut ist das Smartphone wirklich – und wie bewährt es sich im Alltag?

TextLorenz Keller

Pros

  • Tolle Ausstattung für diesen Preis
  • Beste Selfiecam auf dem Markt
  • Heller und randloser Screen
  • Fotoqualität auf höchstem Niveau
  • Lange Akkulaufzeit

Cons

  • Kein drahtloses Laden
  • Kein Schutz gegen Wasser und Staub
  • Recht dick und schwer

Über 10 Millionen Stimmen wurden im grossen Blindtest von Youtuber Marques Brownlee abgegeben. Gewonnen hat den Foto-Vergleich schliesslich ein bei uns total unbekanntes Smartphone, nämlich das Asus Zenfone 7 Pro. Hier kann man die Geschichte rund um den gigantischen Fotovergleich mit 16 aktuellen Modellen nachlesen. Überraschend auch: Der Asus-Knaller schlägt sogar das iPhone und die Samsung-Galaxy-Modelle.

Für uns ist das natürlich ein guter Anlass, genau hinzuschauen. Wie gut ist das Zenfone wirklich im Alltag? Überzeugt die Kamera tatsächlich in allen Situationen – und ist auch das restliche Smartphone richtig gut? Auf der Schweizer Webseite von Asus findet man das Gerät ja nicht einmal, aber es wird von Händlern importiert. Wir haben ein Gerät zum Test von Brack.ch erhalten, wo es für 829 Franken erhältlich ist.

Wuchtiges Design, viel Ausstattung fürs Geld

Das Zenfone 7 Pro ist ein grosses und schweres Smartphone. Es wiegt satte 235 Gramm und hat einen 6,67-Zoll-Screen. Auch weil es fast ein Zentimeter dick ist, wirkt es noch wuchtiger als etwa das iPhone 12 Pro Max. Insgesamt geht das in Ordnung, ist aber schon an der oberen Grenze.

Es gibt natürlich Gründe für dieses Design – und zwar gleich zwei. Erfreulich ist, dass der Platz für einen grossen Akku genutzt wird. Der misst 5000 mAh und sorgt dafür, dass auch Hardcore-User problemlos über den Tag kommen. Der spezielle Kameramechanismus braucht aber natürlich auch Platz, dazu kommen wir aber nicht.

Zuerst schauen wir uns mal den Rest des Paketes an. Mit 829 Franken ist das Zenfone 7 Pro ja nicht wirklich teuer im Vergleich zu anderen Topmodellen, die über 1000 Franken kosten. Trotzdem hat Asus bei der Ausstattung nicht gespart. Der Speicher beträgt 256 GB und ist erweiterbar. Als Prozessor kommt der Snapdragon 865+ mit 8 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz, aktuell der beste Android-Prozessor, der erhältlich ist.

Der Bildschirm löst mit 2280 auf 1080 Pixel auf und hat eine Bildwiederholrate von 90 Hertz. Helligkeit und Schärfe sind auf hohem Niveau mittelmässig. Nicht herausragend, aber in dieser Klasse guter Standard. Und der Asus-Knaller schlägt damit auch das iPhone.

Der Fingerabdruckscanner ist nicht unter dem Bildschirm, sondern an der Seite. Er reagiert schnell und zuverlässig. Nur auf ein Feature muss man verzichten, nämlich auf die Möglichkeit, den Akku drahtlos zu laden.

Drehbare Kamera als Highlight und Schwachpunkt

Die grosse Spezialität des Asus-Flaggschiffs ist die Kamera. Zuerst einmal wegen des Konzeptes, das zwei grosse Vorteile, aber auch Nachteile hat. Denn das System mit den drei Linsen lässt sich nach oben kippen. Asus kann darum auf eine Selfiecam verzichten. Wer gegen vorne fotografieren oder filmen will, kann das mit der Hauptkamera machen.

Der kleinere Vorteil: Im Screen braucht es keine Aussparung und keine Notch. Man hat dort die vollständige Fläche zur Verfügung. Der grössere Vorteil: Selfies werden so gut wie alle anderen Fotos oder Videos. Und man kann dafür auch den Zoom und die Weitwinkel-Kamera nehmen.

Wer sich also oft selber aufnehmen will, hat einen massiven Vorteil. Da bei allen anderen Konkurrenten die Selfiecamera jeweils deutlich schlechter ist als die Hauptkamera und weniger Möglichkeiten bietet. Als nettes Extra kann man sie zudem in verschiedenen Winkeln aufstellen.

Das Problem am Ganzen: Es braucht dafür mechanische Teile und einen Motor. Das ist auf die Dauer ein Schwachpunkt am Gerät. So ist das Handy schon mal weder gegen Wasser noch gegen Staub gut genug geschützt, um eine Zertifizierung zu erlangen.

Wie es mich mechanischen Beschädigungen aussieht, kann man sich nur ausdenken. So lässt sich die Selfiekamera etwa starten, wenn das Gerät auf dem Tisch liegt. Der Motor rumort dann und versucht zu drehen, daraufhin kommt eine Fehlermeldung – wie auch sonst, wenn die drehbare Kameraeinheit blockiert ist.

Fällt das Zenfone mit geflipter Kamera aus den Händen, merken die Sensoren das zwar und drehen die Einheit mit den Sensoren retour. Aber für Höhen von einem Meter oder weniger ist die Mechanik zu langsam. Da würde es mitten in der Drehung etwa auf einen Tisch knallen.

So gut ist die Kamera des Zenfone wirklich

Unsere Aufmerksamkeit hat das Zenfone 7 Pro ja primär geweckt, weil es den grossen Blindtest gewonnen hat – und dabei Konkurrenten wie das iPhone 12 Pro oder auch die zwei Topgeräte von Samsung hinter sich gelassen hat. War das nur Glück oder schlägt der Asus-Knaller sogar das iPhone?

Für diesen Test haben wir das Asus-Phone mit dem in der Schweiz beliebtesten Kameraphone verglichen, nämlich dem iPhone in der Topversion, dem 12 Max Pro. Das Zenfone hat eine 64 Megapixel Hauptkamera, einen Weitwinkel mit 12 Megapixeln und einen dreifachen optischen Zoom mit 8 Megapixeln.

Im Alltagstest fällt schnell auf: Bei normalen Lichtverhältnissen kann das Zenfone locker mit dem mehr als 50 Prozent teureren iPhone mithalten. Was auffällt ist das unterschiedliche Konzept: Beim iPhone 12 ist der Himmel deutlich blauer als in Realität, das Asus ist bei den Farben näher an der Wirklichkeit. Was besser gefällt, ist Geschmackssache.

Auch bei Zoom und Weitwinkel gibt es primär Unterschiede in der Bearbeitung der Bilder. Bemerkenswert ist, dass das Zenfone an die Zuverlässigkeit des iPhones herankommt. Bei beiden Smartphones ist eigentlich jedes Foto brauchbar.

Einen Vorteil hat das iPhone bei kritischeren Situationen, etwa wenn man direkt in die Sonne fotografiert. Hier gehen dann beim Asus zu viele Farben verloren und die Software versucht stark nachzukorrigieren. Aber immer noch ist die Qualität des Zenfone sehr akzeptabel.

Nur in einem Punkt schlägt das iPhone das Asus klar. Und zwar sobald der Nachtmodus zum Einsatz kommt. Zwar kann auch das Asus ein Bild stark aufhellen, es gehen aber mehr Informationen verloren, das Rauschen ist stärker und die Resultate sind beim iPhone überzeugender.

Dafür ist das Zenfone ganz klar der König der Selfies, da man ja alle Möglichkeiten der Hauptkamera hat. Man kann also auch das Weitwinkel oder sogar den Zoom nutzen. Da hat das iPhone keine Chance, zumal es wie so oft den Hautton zu stark ins Rötliche drückt.

Der Asus-Knaller schlägt sogar das iPhone

Der Test zeigt, dass das Zenfone 7 Pro ein echter Geheimtipp ist. Für knapp über 800 Franken bekommt man ein Smartphone, das mit den Geräten in der Liga über 1000 Franken gut mithalten kann. Und wer viele Selfies macht, etwa für Social Media, der findet wohl auf dem Markt kein besseres Gerät dafür.

Dass das Flaggschiff von Asus im Blindtest die Konkurrenz geschlagen hat, mag zum Teil auch dem KO-System und der Konstellation geschuldet sein. Im Test hat sich aber auch gezeigt, dass das Zenfone konstant gute Fotos mit natürlichen Farben macht und eigentlich nur beim Nachtmodus nicht ganz mit der deutlich teureren Konkurrenz mithalten kann.

So schlägt das Asus insgesamt das iPhone 12 Pro Max im Preis-Leistungs-Vergleich deutlich. Und im Vergleich mit dem ähnlich teureren normalen iPhone 12 bietet das Zenfone insgesamt deutlich mehr fürs Geld.

Den Test zum iPhone 12 in der normalen Version kann man hier nachlesen. Und hier gibts den grossen Vergleich in der oberen Mittelklasse. Falls diese Geräte alle viel zu teuer sind: Das Nokia 3.4 bietet auch für 160 Franken erstaunlich viel Smartphone.