Das beste Falt-Phone trotz Selfie-Schwäche

1800 Franken kostet das Galaxy Z Fold 3 – ziemlich viel, aber trotzdem deutlich weniger als beim Vorgänger. Doch was kriegt man dafür? Wir haben alle Bereiche des Samsung-Smartphones intensiv getestet.

TextLorenz Keller

Pros

  • Wasserfest und alltagstauglich
  • Toller Multimedia-Screen
  • Preis deutlich gesunken
  • Viele Multitasking-Möglichkeiten
  • Selfies mit Hauptkamera

Cons

  • Under-Screen-Kamera nur mässig
  • Akkulaufzeit knapp
  • Kein Schutz vor Staub

Mit jeder Generation hat Samsung das Falt-Phone verbessert. Der Pionier ist  inzwischen auf einem beeindruckenden Niveau. So gut, dass man das Galaxy Z Fold 3 ganz normal mit anderen Top-Modellen vergleichen kann. Unten gibts die Details in allen Bereichen – und das Kurzfazit nach dem Alltagstest lautet: Das beste Falt-Phone trotz Selfie-Schwäche.

Kameras: Weniger Innovation ist manchmal besser

Die Qualität der Kameras zu beurteilen, ist ja etwas, das in den ersten Tests nicht möglich ist. Das braucht etwas Zeit. Wir haben darum extra auch gleich das Testvideo, das man hier oben anschauen kann, mit dem Galaxy Fold gedreht. So sieht man die Videoqualität mit eigenen Augen.

Die Hauptkamera mit den drei 12-Megapixel-Sensoren überzeugt dabei durchaus – auch beim Fotografieren mit Weitwinkel oder Zweifach-Zoom. Allerdings hat Samsung selber inzwischen bessere Systeme, etwa im Galaxy S21 Ultra (den Test kann man hier nachlesen).

Die Unterschiede fallen vor allem in kritischen Situationen auf, etwa bei Gegenlicht oder in der Dämmerung. Dann kann das Fold 3 nicht mehr mit den besten Handykameras auf dem Markt mithalten.

Selfiekameras gibts gleich zwei Stück. Ein 10-Megapixel-Sensor beim Aussenscreen. Der ist auch in Ordnung, mehr aber nicht. Dazu kommt ein ganz besonderer 4-Megapixel-Sensor beim Hauptscreen.

Erstmals in einem Smartphone liegt die Kamera nämlich unter dem Display und fotografiert durch diesen hindurch. Der grosse Vorteil: Man hat eine Bildschirmfläche, die durch keine Notch oder kein Loch für die Kamera unterbrochen wird. Das sieht schon sehr cool aus.

Aber momentan muss man noch zu viele Kompromisse eingehen. Die Qualität des Sensors lässt nämlich zu wünschen übrig. Fotos und Videos werden verwaschen, mit hellem Himmel oder Gegenlicht kommt die Kamera gar nicht klar. Eigentlich ist sie nur für Videotelefonie geeignet.

Das ist schade, weil Fotografieren mit dem grossen 7,6-Zoll-Bildschirm Spass macht. Für Selfies greift man aber besser auf den Aussenscreen zurück. Hier hat man auch die Möglichkeit, die drei Hauptkameras für Selfies zu nutzen.

Man klappt das Fold einfach auf, sodass der 6,2-Zoll-Aussenscreen neben den drei Kameras liegt. Nun kann man fotografieren und filmen und sieht sich selber. Das gibt die besten Selfies der Welt – und ist für alle, die sich oft selber filmen oder fotografieren, ein gewichtiges Argument.

Die Selfie-Möglichkeiten hätten es verdient, in der Kamera-App prominenter abgebildet zu werden. Oder gar ein separater Auslöser dafür am Gehäuse. Unverständlich ist, warum man nicht denselben Bedienkomfort bekommt, wenn man bei geöffnetem Fold auf diese Funktion umschaltet wie mit geschlossenem Fold. Samsungs Falt-Phone hat wirklich eine Selfie-Schwäche.

Multitasking: Fast wie ein Tablet

Besser auf die neuen Möglichkeiten sind viele Software-Features ausgerichtet. Schliesslich soll man auch den grossen Screen gut nutzen können. Im Alltag praktisch ist etwa, dass man bei zusammengeklapptem Bildschirm auf dem Aussenscreen eine App öffnen kann – macht man das Fold dann auf, kann man sie sofort weiter nutzen. Das funktioniert bei allen Programmen gut.

Umgekehrt geht es leider nicht, was aber nicht so schlimm ist. Anspruchsvoller war im Test, dass das 6,2-Zoll-Display aussen zwar inzwischen auf Top-Niveau und fast randlos ist, aber immer noch recht schmal. Hochkant zu tippen bleibt auch mit etwas Übung eine Herausforderung.

Auf dem grossen 7,6-Zoll-Screen kann man die meisten Apps gut im Vollbild-Modus nutzen, was vor allem bei Videos, Webseiten und Bildern richtig Spass macht. Wer will, kann auch bis zu drei Apps parallel öffnen. Und dazu noch Programme als Pop-up-Fenster.

Sehr praktisch ist, dass man häufig genutzte App-Kombinationen abspeichern und mit einem Klick aufrufen kann. So kann man etwa den Webbrowser und die Notizen-App immer wieder gleichzeitig öffnen.

Schön auch, dass viele Apps sich automatisch der grösseren Bildschirmfläche anpassen. Dass man etwa im Mail-Programm eine Liste mit den Mails sieht und daneben auch gleich die Vorschau. Oder dass im Kalender halt locker eine ganze Woche auf dem Bildschirm sichtbar ist.

Den neuen S-Pen konnten wir leider nicht ausprobieren. Er dürfte vor allem spannend sein, wenn man eben wirklich oft von Hand auf dem Smartphone zeichnen oder schreiben will. Grosser Nachteil: Den Stift muss man separat kaufen, er kostet separat satte 55 Franken. Aufbewahren kann man ihn nicht im Gerät wie beim Galaxy Note, sondern separat oder in einem Case mit speziellem Stift-Fach.

Display: Schön, stabil und alltagstauglich

Der grösste Fortschritt zum Vorgänger: Das Galaxy Fold ist nun wasserfest. Theoretisch kann man es gar dauerhaft bis einen Meter tief ins Wasser tauchen. Regen oder ein umgekipptes Glas sollten kein Problem sein. Und auch nicht der Sturz ins WC – laut Versicherungen einer der häufigsten Smartphone-Unfälle …

Aber: Das Fold zum Schwimmen mitzunehmen oder damit gar Unterwasseraufnahmen machen zu wollen, davon ist abzuraten. Denn nach wie vor ist das Gerät nicht gegen Staub und Partikel geschützt. Denn «dicht» ist das Phone und vor allem das Scharnier nicht, nur sind alle Komponenten gegen Wasser geschützt.

Das ist denn wohl auch die letzte Schwäche, die Samsung in den nächsten Jahren noch ausmerzen muss. Sonst wirkt das Fold total alltagstauglich. Das Gehäuse ist stabiler als je zuvor, das Scharnier verstärkt und verbessert. Und auch der Screen wirkt härter und fühlt sich mehr nach Glas an. Vor spitzen Gegenständen sollte man ihn aber trotzdem schützen, was ja auch einfacher ist, da man das Samsung ja immer zusammengeklappt transportiert. Ein natürlicher Schutz gegen Schlüssel oder Münzen.

Den Falz auf dem Bildschirm spürt man zwar weiterhin. Wer sich daran stört, der darf kein Gerät mit faltbarem Display kaufen. So gut wie Samsung macht das bislang niemand. Man vergisst nach kurzer Zeit schon, dass der spezielle Screen halt nicht überall so eben sein kann wie Glas – schliesslich muss er sich ja auch irgendwo flexibel biegen.

Akku: Weiterhin keine Stärke

Zwar hat das Galaxy Fold 3 einen Akku mit 4400 mAh, was ja nicht besonders klein ist. Und das neue Falt-Display ist rund 25 Prozent sparsamer als beim Vorgänger. Trotzdem: Es ist halt wirklich sehr gross und auch anständig hell.

Zudem unterstützt auch der Aussenscreen mit 6,2 Zoll eine Bildwiederholrate von 120 Hertz, was mehr Akku braucht. So dass man nicht wirklich Strom sparen kann. Nach rund fünf bis sechs Stunden effektiver Displayzeit ist Schluss. Das reicht normalerweise für einen Arbeitstag; wer viel auf dem grossen Screen Videos schaut oder Spiele zockt, für den dürfte es knapp werden.

Geladen wird übrigens mit 25 Watt via USB-C – oder dann drahtlos mit maximal 10 Watt über einen Qi-Charger. Alles nicht wirklich Weltklasse, aber das geht insgesamt in Ordnung.

Ausstattung: Keine Wünsche offen

Gut gefällt auch, dass die dritte Generation etwas leichter und kompakter ist als die zweite. Und dass vor allem alles mehr aus einem Guss wirkt. Scharnier, Display, Gehäuse – es wirkt nicht mehr wie eine Zusammenstellung einzelner Teile, sondern wie eine hochwertige Einheit.

Der Snapdragon 888 Prozessor mit 12 GB RAM liefert die beste Performance, die man in einem Android-Phone momentan erwarten kann. Und natürlich 5G-Mobilfunk. 256 GB Speicher sind mindestens eingebaut, wahlweise auch 512 GB.

Ein Highlight auch der schnelle Fingerabdruck-Scanner auf der Seite, der eigentlich komfortabler und rassiger ist als die Scanner unter dem Bildschirm, die Samsung bei den S21-Modellen einbaut.

Das beste Falt-Phone trotz Selfie-Schwäche

1800 Franken kostet das Samsung Galaxy Z Fold 3. Das sind rund 200 Franken weniger als bei der zweiten Generation. Zusätzlich ist das Smartphone in allen Bereichen besser geworden.

Darum ist das Fold das beste Falt-Phone, das man momentan kaufen kann.
Wer einen möglichst grossen Bildschirm möchte und vom Preisschild nicht abgeschreckt ist, der erhält ein ausgereiftes, alltagstaugliches Gerät.

Nach wie vor muss man etwas vorsichtiger sein als mit anderen Smartphones. Aber das macht man wohl ganz automatisch bei einem Gerät, das 1800 Franken kostet.

Insgesamt hat das Fold zwar wie jedes andere Phone auch gewisse Schwächen, und Samsung hat gewisse Prioritäten gesetzt. Aber Abstriche zugunsten der neuartigen Falt-Technik muss man fast keine mehr machen.